Singen macht Freude - diese Erfahrung war es wohl wert, den Namen "Frohsinn" des Gesangvereins mit zu bestimmen. Das war damals so und scheint sich durch die lange Zeit des Vereins bewahrheitet zu haben. Denn wie könnte man sonst erklären, dass aus dem anfänglich kleinen Chor von 12 Männern ein Verein hervorgegangen ist, der heute (im Jahr 2015) 53 aktive und 44 passive Mitglieder zählt?
In der Zeit nach dem Krieg 1870/71 zwischen Deutschland und Frankreich, als der Sinn für das gemeinschaftliche Miteinander sich wieder neu entwickeln konnte, trafen sich einige Männer sonntags nach dem Gottesdienst zunächst in der Schule, später dann im "Bayrischen Hof" zum Singen. 1873 fand die Gründungsversammlung statt, bei der unter der Leitung des ersten Dirigenten, des Lehrers Becker, das Studentenlied "Brüder lagert Euch im Kreise, trinkt nach alter Väter Weise auf der goldenen Freiheit Wohl" gesungen wurde. Im Jubiläumsjahr 1993 war es der damalige Männerchor, der dieses Lied dann zu Beginn eines Liederabends wieder erklingen ließ.
In den Vereinsstatuten war festgelegt, dass die Sänger sich mit all ihrer Kraft dem Singen zu widmen hätten. Ein regelmäßiger Probenbesuch war selbstverständlich. In den Mitgliederversammlungen wurden diejenigen Sänger und auch später die Sängerinnen, die am wenigsten gefehlt hatten, mit kleinen Geschenken belohnt. Einmal im Jahr war ein Konzert zu geben und die Veranstaltungen und Gottesdienste in der Kirchengemeinde wurden gesanglich mitgestaltet. So war es damals - inzwischen gelten diese starren Vorgaben nicht mehr.
Um das Notenlesen zu erlernen, musste jeder Sänger die Noten der Lieder handschriftlich in ein eigenes Buch eintragen. Das wäre heute im 21. Jahrhundert kaum vorstellbar. Die aktuelle Frage nach den Urheberrechten beim Kopieren von Noten hat sich damals sicher noch niemand gestellt.
Mit dem Weihnachtsoratorium von Fidelis Müller hatte der Chor seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit, er wurde dabei in den Sopran- und Altstimmen durch ältere (männliche!) Schüler unterstützt.
Am 11. Januar 1882 bekam der Verein "Frohsinn" seine offizielle Anerkennung beim Amtsgericht Usingen durch den Amtmann Poleski. Seit dem Jahr 2001 ist der Verein als "gemeinnützig" anerkannt.
Zur Zeit der Gründung des Vereins war es üblich, dass ein Verein eine eigene Fahne vorweisen konnte. So wurde eine Fahne angeschafft, die von "einem Fräulein von Stein" (so in den vorliegenden Dokumenten zu finden) vom Ursulinenorden in Frankfurt/M. gestickt und am 25.Juni 1882 auf dem Festplatz am Eichkopf geweiht wurde.
Anlässlich eines Chorkonzertes im Jahr 1950 wurde die Fahne, die bis dahin verschlissen war, erneuert. Im Nachkriegsdeutschland gab es die hierfür notwendige Seide nicht. Das Vorhaben war dennoch möglich, weil Margarete Halbur, die Tochter des Ehrenmitglieds Johann Müller, in Amerika davon erfuhr und mit einem Weihnachtspäckchen die benötigte Seide in ihre alte Heimat schicken konnte. Nach dem alten Muster wurde die vorhandene Stickerei auf das Tuch geheftet und so die Fahne vollständig restauriert.
Ein Verein kann nur gut funktionieren, wenn die Vorstandsmitglieder sich mit viel Engagement in die Verwaltungs- und Organisationsarbeit für den Verein einbringen. Der Verein verdankt ihnen viel. Stellvertretend für diese Frauen und Männer sollen hier die 1. Vorsitzenden des Gesangvereins erwähnt werden.
Johann Engländer (1873 – 1882), Josef Weil (1882 – 1899), Lehrer Solbach (1899 -1905), Georg Klotz (1918-1925), Christoph Weil (1925-1970 – mit Unterbrechungen), Josef Januschkowetz (1970-1976), Peter Köster (1976-1983), Ferdinand Bauch (1983-1985), Heribert Lieder (Jan.-Mrz.1985 in Vertretung), Ingo Weidenbach (Mrz. 1985-1989), Heribert Lieder (1990-1995), Robert Jauch (1995-1998), Michael Staehler (1999-2000), Ursula Konder (2001-2009), Günter Werner (2009-2011), Andreas Demuth (2011-2012), Dieter Creutz (2013), Andrea Fleischer (2014-2016), Stefan Lotz (2017-2019), Katrin Fink (2020), Bianca Litzinger Hille seit 2020.
Besonderen Dank schuldet der Verein auch Friedhelm Heid. Im Alter von 16 Jahren trat er dem Gesangverein bei und sang im Männerchor mit. Von 1962 bis 1980 war er musikalischer Leiter dieses Chores, den er 1996 wiederbelebte und dann 7 Jahren führte. 1968 rief er einen Kinderchor ins Leben, der unter seiner Leitung 4 Jahre existierte. Ab 1971 dirigierte er den Frauenchor, der dann im 1980 gegründeten Gemischten Chor aufging. 1989 bis 1994 übernahm er die musikalische Leitung der Gospelgruppe. Friedhelm Heid hatte sich über Jahrzehnte hinweg im Gesangverein und darüber hinaus in vielen anderen Chören engagiert, so dass er für seine besonderen Verdienste zum Gemeinwohl, besonders in der Chorarbeit, 1996 den Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen bekam. Usingens Bürgermeisterin Eva-Maria Tempelhahn überreichte die Urkunde. Der Verein hatte ihn bereits am 20. Juni 1981 zum Ehrenchorleiter ernannt. Als Friedhelm Heid Ende 2003 die Chorleitertätigkeit aus Altersgründen aufgab, ehrte ihn der Verein für seine außerordentlichen Verdienste mit einer besonderen Urkunde.
Ein Verein - viele Chorgruppen
Wurde der Gesangverein "Frohsinn" Wernborn ursprünglich mit einem Männerchor gegründet so haben sich im Laufe der Zeit weitere Chorgruppen etabliert. Man könnte sagen: Sie sind ein Spiegel der jeweiligen Zeit. War es im 19.Jahrhundert noch ein ausschließliches Anliegen der Männer, sich im Chor zum Singen zu treffen, taten dies später auch die Frauen. Was lag näher, als sich dann zu einem sogenannten "Großen Chor" zusammenzuschließen - anfangs zusätzlich auch in getrennten Proben. Das traditionelle Liedgut war nicht "jedermanns Sache". So gründete sich das "Chorensemble Da Capo" - ursprünglich die "Gospelgruppe", also ein Gospelchor. Manche Sängerinnen und einige Sänger waren in mehreren Chorgruppen aktiv. Das Singen der Kinder im Chor wurde gefördert durch die Einrichtung eines Kinderchores - auch mit der Perspektive in die Zukunft des Vereins. Im Folgenden werden die Chorgruppierungen vorgestellt, mit dem Schwerpunkt ihrer Aktivitäten seit 1991. Die Geschichte des Gesangvereins vor diesem Zeitpunkt wurde bereits im ersten Wernborner Buch ausführlich beschrieben.